Macht Cannabis abhängig?

Macht Cannabis abhängig?

Was bedeutet Abhängigkeit eigentlich?

Wenn wir über Abhängigkeit sprechen, ist es wichtig zu unterscheiden: Es gibt grundlegend zwei Arten der Abhängigkeit, die sich bei Cannabis Konsum zeigen können.

Psychische Abhängigkeit (mental)

Eine psychische Abhängigkeit äußert sich durch das starke Verlangen nach dem Konsum einer Substanz, um bestimmte Gefühle zu erzeugen oder zu vermeiden.

Bei Cannabis ist vor allem die psychische Abhängigkeit relevant. Konsumenten greifen häufig zum Joint, um Stress abzubauen, Langeweile zu überbrücken oder besser einschlafen zu können. Mit der Zeit kann daraus eine Gewohnheit entstehen, die schwer zu durchbrechen ist.

Physische Abhängigkeit (körperlich)

Physische Abhängigkeit hingegen zeigt sich durch körperliche Entzugserscheinungen, wie Zittern oder Schwitzen, wenn die Substanz abgesetzt wird. Bei regelmäßigem Konsum von Cannabis über einen längeren Zeitraum hinweg können kurzzeitig auch körperliche Entzugserscheinungen auftreten. Diese zeigen sich meist in starkem Schwitzen während dem Schlafen. Allerdings tritt diese Erscheinung nur für wenige Tage auf und ist selten der Grund dafür, warum der Konsument wieder zu Cannabis greift.

 

Wie wirkt Cannabis im Gehirn?

Der Hauptwirkstoff THC beeinflusst das Endocannabinoid-System im Gehirn, das unter anderem für Stimmung, Schlaf, Appetit und Schmerzempfinden zuständig ist. THC aktiviert die Belohnungszentren, was zu einem kurzfristigen Gefühl von Entspannung oder Euphorie führen kann.

Bei regelmäßigem Konsum gewöhnt sich das Gehirn an diesen Reiz – man braucht mehr, um denselben Effekt zu erzielen. Besonders bei Jugendlichen, deren Gehirn sich noch in der Entwicklung befindet, kann diese Wirkung das Risiko einer späteren Abhängigkeit erhöhen.

 

Wie hoch ist das Risiko einer Abhängigkeit?

Laut Studien entwickeln etwa 9 bis 10% der Cannabis-Konsumenten eine Form der Abhängigkeit. Das Risiko steigt deutlich bei täglichem Konsum, frühem Einstiegsalter oder psychischen Vorerkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen.

Die Abhängigkeitsraten, also der Prozentuale Anteil von Erstkonsumenten welcher im Laufe des Lebens abhängig wird, sind laut einer Studie folgende:


Zeigt eine Tabelle mit Abhängigkeitsraten im Verhältnis von erst Konsumenten und abhängigen.
Quelle: National Library of Medicine  

 

In Absoluten Zahlen bedeutet das für Deutschland: Abhängige im Alter von 18–64 Jahren im Jahr 2018

Tabelle mit abhängigen in Deutschland laut einer Studie von 2018
Quelle: Bundesdrogenbeauftragter 

 

Cannabis hat also ein geringeres Suchtpotenzial als andere legale Substanzen, ist aber keinesfalls harmlos. Zukünftige Studien werden zeigen wie sich die Abhängigkeitsrate vom Cannabis nach der Teillegalisierung im April 2024 verändert.

 

Welche Symptome sprechen für eine Cannabisabhängigkeit?

Nicht jeder, der abends mal einen Joint raucht, ist gleich abhängig. Es gibt jedoch bestimmte Warnsignale, die du ernst nehmen solltest:

  • Du konsumierst häufiger, als du eigentlich vorhattest.
  • Ohne Cannabis bist du nervös, gereizt oder schlecht gelaunt.
  • Du vernachlässigst Hobbys, Freunde oder Pflichten.
  • Du hast bereits versucht, weniger zu konsumieren – ohne Erfolg.

Diese Anzeichen deuten auf eine beginnende oder bestehende psychische Abhängigkeit hin. In diesem Fall solltest du dein Konsumverhalten kritisch hinterfragen und geeignete Gegenmaßnahmen einleiten.

 

Wie kommt man wieder davon los?

Viele Menschen schaffen es, ihren Cannabiskonsum allein zu reduzieren oder ganz aufzugeben – vor allem, wenn keine starke psychische Abhängigkeit besteht. Nützlich können sein:

  • Bewusst längere Konsumpausen einlegen
  • Tagebuch führen, um Gewohnheiten zu erkennen
  • Neue Routinen wie Sport oder kreative Hobbys als Alternative nutzen
  • Unterstützung durch Familie oder Freunde, die ebenfalls auf den Konsum verzichten

Bei starkem Konsum oder psychischen Problemen kann eine Beratung oder Therapie hilfreich sein. Es gibt in jeder größeren Stadt kostenlose Suchtberatungsstellen, an die man sich anonym wenden kann.

Die gute Nachricht: Körperliche Entzugserscheinungen bei Cannabis sind in der Regel mild – es geht vor allem um das Durchbrechen alter Muster.

 

Unser Fazit: Cannabis ist nicht per se gefährlich – doch regelmäßiger und unreflektierter Konsum kann zur Abhängigkeit führen. Besonders bei jungen Menschen und in psychisch belastenden Lebensphasen ist Vorsicht geboten. Deshalb ist es wichtig, kritisch auf das eigene Konsumverhalten zu schauen, sich ehrlich einzuschätzen – und rechtzeitig gegenzusteuern.

 

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